Nachruf auf Eberhard Hoffmann

1/2023 Datum 16.01.2023

Am 7. Januar 2023, kurz vor seinem 95. Geburtstag, verstarb Eberhard Hoffmann, der Begründer der „Initiativgruppe Lager Mühlberg“.

Eberhard Hoffmann wurde am 19. Januar 1928 in Burgstädt bei Chemnitz geboren. Als Jugendlicher war er Mitglied der HJ, wurde für den Volkssturm ausgebildet und noch einen Tag vor dem Einmarsch der Amerikaner eingezogen. Er kam direkt in amerikanische Kriegsgefangenschaft und kehrte im Juni 1945 nach Hause zurück, wo er eine Ausbildung begann. Schon im Oktober 1945 wurde er von den Sowjets wegen Verdacht auf Werwolf-Mitgliedschaft verhaftet und brutal verhört. Er kam ins Sowjetische Speziallager Mühlberg, wo er unter den katastrophalen Haftbedingungen litt. Nach der Auflösung des Lagers im Jahr 1948 wurde er ins Speziallager Buchenwald verlegt. Erst 1950 kam er frei. Eberhard Hoffmann blieb in der DDR und hielt dort engen Kontakt zu seinen ehemaligen Haftkameraden.

Nach 1989 gründete er mit den ehemaligen Leidensgenossen die „Initiativgruppe Lager Mühlberg“. Ihm ist es wesentlich zu verdanken, dass es am Standort des ehemaligen deutschen Kriegsgefangenenlagers Stalag IV B und des sowjetischen Speziallagers Nr. 1 heute eine Gedenkstätte gibt. Diese klärt mit einem Lehrpfad über die Lagergeschichte auf und bietet zugleich einen Ort des Gedenkens. Eberhard Hoffmann war der Motor der Initiative. Er setzte sich intensiv für ein namentliches Gedenken ein und so wurden 2008 Bronzetafeln mit den Namen von 6766 Todesopfern des sowjetischen Speziallagers eingeweiht. Eberhard Hoffmann vermochte es, für die Geschichte des Ortes zu interessieren, verschiedene Opfergruppen miteinander ins Gespräch zu bringen und junge Menschen in die Erinnerungsarbeit einzubeziehen. Bis ins hohe Alter führte er Schülergruppen über das ehemalige Lagergelände, verschickte Gedenkstättenrundbriefe und warb Spenden ein. Er organisierte und leitete die jährlichen Arbeitseinsätze zur Pflege des Geländes und bereitete das jährlich im September stattfindende Gedenktreffen vor. Für sein ehrenamtliches Engagement erhielt er 2006 das Bundesverdienstkreuz.

Eberhard Hoffmann kam regelmäßig zu den Arbeitstreffen des Sächsischen Landesbeauftragten, auch wenn Mühlberg als Brandenburger Gedenkstätte streng genommen nicht im sächsischen Amtsbezirk lag. Wir alle mochten Eberhard Hoffmanns bescheidene und ausgleichende Art. Er war ein willkommener Gast, der die Treffen der Verfolgtenverbände durch seine sachlichen Wortbeiträge bereicherte. Wir werden ihn in Erinnerung behalten. In Mühlberg wird sein Engagement für das Gedenken an die Opfer der nationalsozialistischen und kommunistischen Diktatur in der Arbeit der Gedenkstätte weiterleben.

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