Lutz Rathenow erinnert an den Bau der Berliner Mauer vor 57 Jahren

Lutz Rathenow erinnert an den Bau der Berliner Mauer vor 57 Jahren

24/2018 Datum 09.08.2018

Am Montag jährt sich zum 57. Mal der Bau der Berliner Mauer. Der Mauerbau kom­plettierte die Abriegelung der innerdeutschen Grenze, die bereits 1952 begonnen hatte. 28 Jahre, 2 Monate und 28 Tage lang teilte die Mauer das Land. Familien, Freunde und Liebespaare riss sie auseinander.

In Berlin wurden mindestens 140 Menschen bei dem Versuch, den Todesstreifen zu überwinden, getötet. Jörg Hartmann und Lothar Schleuse­ner sind zwei von ihnen. Doch waren sie nicht auf der Flucht, sondern hielten sich am 14. März 1966 nach Einbruch der Dunkelheit im Grenzgebiet auf, bis ein Grenzsoldat ihre Schatten sah. Er eröffnete das Feuer auf die 10- und 13-jährigen Kinder. Jörg Hartmann starb an Ort und Stelle, sein Freund am gleichen Abend. Offiziell galt Jörg als ertrunken. Erst nach dem Mauerfall erfuhr die Familie von seinem gewaltsamen Tod an der Grenze.

Sein Schicksal steht im Mittelpunkt des 100-Meilen-Berlin-Laufs, der am Sonnabend statt­findet. Der Lauf folgt auf 160 Kilometern dem ehemaligen Grenzstreifen und steht unter dem Motto "100 Meilen gegen das Vergessen". Die Finisher-Medaille trägt das Konterfei von Jörg Hartmann. An Stationen erhalten die Läufer Gelegenheit, mehr über sein Schicksal zu erfahren und eigene Gedanken festzuhalten. Seit 2011 gibt es den Lauf der Superlative, der auch internationale Gäste anzieht. Der Ultramarathon ist mehr als nur Sportevent. Viele Gäste kommen wegen der Geschichte, die dahinter steckt.

Lutz Rathenow dazu:

"Die Erinnerung an den Mauerbau und seine Folgen ist für unser heutiges Selbst­ver­ständnis grundlegend. Dass es neben offiziellen Gedenkstunden zunehmend auch alternative Erinnerungsaktivierungsformate gibt, ist sehr wichtig. Nur in der Verschrän­kung mit zivilgesellschaftlichen Initiativen kann die Erinnerung an die Opfer der Deutschen Teilung in die Gesellschaft hineingetragen werden. Der Mauerlauf, der jedes Jahr einem konkreten Maueropfer gewidmet ist, leistet hier viel. Er zeigt, dass hinter den Zahlen immer konkrete Schicksale stehen und er aktiviert tausende Läufer beim Kampf gegen die Kilometer darüber nachzudenken.“

Aus Dresden treten dieses Jahr zwei Teams vom Hirschruf Dresden an. In der Zweierstaffel starten die Bronzegewinner von 2016, Martin Ehrhardt und Marcus Trocha. In der Viererstaffel geht erstmals auch der Dresdner Schauspieler Ahmad Mesgarha mit an den Start. Nancy Aris begleitet die Läufer nach Berlin und unterstützt sie dort vor Ort.