8/2023 08.06.2023
Vor 70 Jahren, am 17. Juni 1953, protestierten mehr als eine Million Menschen in der DDR gegen die SED-Diktatur. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, erinnert in diesem Jahr auf besondere Weise an den Volksaufstand und den Mut der Bürger, die in über 700 Orten in der ganzen DDR mutig für Freiheit und Demokratie auf die Straße gingen. So werden in Görlitz und Leipzig von der Landesbeauftragten initiierte Theaterprojekte die Ereignisse des Volksaufstands ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen.
„Sachsen war ein Zentrum des Volksaufstands, doch viele Menschen wissen heute gar nicht mehr, was 1953 in ihrem Heimatort geschah. Mit den Aufführungen lokaler Theatergruppen möchte ich an Orten des damaligen Geschehens ein Gespräch anregen, was die Menschen einst bewegte und was sie riskierten. Auch heute lohnt es, sich an die mutigen Menschen zu erinnern, denn viele bezahlten den einen Tag in Freiheit mit Jahren im Gefängnis. In Sachsen gibt es zahlreiche Orte, die eine wichtige Rolle spielten und heute vergessen sind“, erläutert Dr. Nancy Aris.
Bei der Umsetzung der Theaterprojekte arbeitete die Landesbeauftragte mit dem Gerhart-Hauptmann-Theater Zittau-Görlitz, dem Mittelsächsischen Theater Döbeln und dem Werk 2 – Kulturfabrik e.V. in Leipzig zusammen. Dabei wird Folgendes zu erleben sein:
Theaterperformances in Görlitz:
Am 17. Juni 2023 findet an fünf Orten von 10.00 bis 16.00 Uhr in der Görlitzer Innenstadt das Straßentheaterprojekt „Die Lage ist beruhigt“ statt. Es greift mit Improvisationstheaterstücken und Performances die Ereignisse des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 in Görlitz auf.
1: Die Wochen davor - Performance zur Ausgangslage des Aufstandes aus Perspektive der Görlitzer Stadtbevölkerung
Spielort: Marienplatz / Zeit: 10.00 - 10.30 Uhr
2: Die Werksversammlung - Rhetorik einer hochkochenden Revolution
Spielort: Gerhart-Hauptmann-Theater am Demianiplatz 2 / Zeit: 11.00 - 11.30 Uhr
3: Die Reden des 17. Juni 1953 - Improvisationstheater inspiriert von den Stadtfunkreden des 17. Juni 1953
Spielort: Untermarkt (unter dem Rathaus) / Zeit: 13.00 - 13.30 Uhr
4: Ordnung im Chaos - Performance im Spannungsfeld zwischen chaotischem Umsturz und der Errichtung neuer Strukturen
Spielort: Untermarkt / Zeit: 13.40 - 14.15 Uhr
5: Der Stadtschreiber - Die Anliegen der Görlitzerinnen und Görlitzer werden gesammelt und festgehalten
Spielort: Salomon Straße 2 / Zeit: 14.30 - 16.00 Uhr
Übersichtskarte der Veranstaltungen in Görlitz: https://www.datawrapper.de/_/m4cGc/
Theaterperformance in Leipzig:
In Leipzig erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums unter theaterpädagogischer Anleitung des Werk 2 – Kulturfabrik e.V. eine Theaterperformance zu den Ereignissen des 17. Juni 1953 in Leipzig. Die Aufführung findet am 21. Juni 2023 statt. Das Projekt wird in Kooperation mit dem Theater Adolf Südknecht realisiert.
Weitere Veranstaltungen mit der Sächsischen Landesbeauftragten:
16.06.2023, 12.30 Uhr in der Gedenkstätte Bautzner Straße Dresden: „Junge Menschen im Widerstand gegen Diktaturen. Was ist mir Freiheit heute wert?“, Gespräch mit Michael Kretschmer, Dr. Nancy Aris und Klaus-Rüdiger Mai im Rahmen der Jugendfreiheitskonferenz.
16.06.2023, 18.00 Uhr im Dresdner Ständehaus: „Sehnsucht Freiheit – Der 17. Juni 1953 im mitteleuropäischen Kontext“, Vortrag und Podiumsdiskussion mit: Dr. Matthias Rößler, Prof. Dr. Michael Gehler, Dr. Thomas Arnold, Dr. Nancy Aris, Petr Brod und Dr. Krzysztof Ruchniewicz.
17.06.2023, 16.00 Uhr auf dem Görlitzer Postplatz: Gedenkveranstaltung und Kranzniederlegung mit Octavian Ursu, Michael Kretschmer und Dr. Nancy Aris.
17.06.2023, 18.00 Uhr in der Görlitzer Synagoge: Festveranstaltung der Sächsischen Staatsregierung, Vortrag und Gespräch mit Michael Kretschmer, Dr. Nancy Aris, Prof. Dr. Stephan Harbarth, Bronisław Komorowski und Katarzyna Murmyło.
Hintergrundinformation zu den Ereignissen des 17. Juni 1953 in Sachsen:
Der Aufstand des 17. Juni erfasste in Sachsen vor allem Industriezentren. In Leipzig und Dresden kam es zu großflächigen Demonstrationen und Streiks. In Görlitz war der Machtwechsel vollzogen. Alle Machtzentralen der SED waren besetzt, die Gefängnisse befreit, ein Stadtkomitee gegründet und der Bürgermeister gewählt. Auch in Kleinstädten und Dörfern protestierten Menschen. Die Hoffnung auf Veränderung wurde mit Hilfe sowjetischer Panzer schnell zerschlagen. Dennoch setzte der Aufstand ein Zeichen. Er war der Anfang vom Ende der DDR. Das Eingreifen der Sowjets zeigte eindrücklich, dass sich die DDR nur mit Waffengewalt halten konnte.
Pressekontakt:
Magdalena Ermlich
Stellvertretende Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Tel.: +49 (0)351 493 3704 | E-Mail: magdalena.ermlich@slt.sachsen.de