11/2023 11.10.2023
Im Herbst 1953 organisierten mutige Frauen im zentralen Frauengefängnis der DDR in Hoheneck einen Hungerstreik. Die Meisten von ihnen waren von sowjetischen Militärtribunalen zu Unrecht zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Mit ihrem Streik forderten die Frauen eine Überprüfung ihrer Urteile durch deutsche Gerichte und ein Ende der unmenschlichen Haftbedingungen. Doch der Hungerstreik wurde mit drakonischen Maßnahmen niedergeschlagen. Auch wenn die Haftgründe und die Urteile nicht systematisch überprüft wurden, erreichten die Frauen etwas: eine Abordnung aus Berlin kam zur Kontrolle nach Stollberg und Ende 1953 setzte eine Entlassungswelle ein.
„Der Hungerstreik im Frauenzuchthaus Hoheneck war eine sehr mutige Widerstandsaktion. Im Stadium der dauerhaften Mangelernährung verlangte der Verzicht auf das Nötigste den Frauen sehr viel ab. Doch die Solidarität machte sie stark. Ihr Aufbegehren und der Zusammenhalt gab ihnen Kraft. Auch wenn hart gegen die „Rädelsführerinnen“ vorgegangen wurde, waren die Frauen letztlich erfolgreich. Ihr Anliegen – das Ende der unmenschlichen Haft – wurde erreicht. Viele wurden bald nach dem Hungerstreik entlassen. Die Erinnerung an solche Ereignisse ist wichtig, weil sie die Verzweiflung, aber auch den Mut der politisch Inhaftierten zeigen“, erklärt Dr. Nancy Aris.
Um an dieses Ereignis zu erinnern, hat das Forum für politisch verfolgte und inhaftierte Frauen in der SBZ/SED-Diktatur e.V. in Kooperation mit der Kulturkirche 2025 eine Gedenkveranstaltung organisiert. Diese findet am 14. Oktober 2023 von 11:15 Uhr bis 17:00 Uhr im ehemaligen Frauengefängnis in Stollberg (An der Stalburg 6-7) statt. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, wird die Veranstaltung mit einem Grußwort eröffnen und das Zeitzeugengespräch mit Annemarie Krause, die damals am Hungerstreik mitgewirkt hat, moderieren. In der Mittagspause (zwischen 13.30 Uhr und 15.00 Uhr) besteht zudem die Möglichkeit, an einer Führung durch das Hafthaus teilzunehmen. Dafür ist eine vorherige Anmeldung unter: info@verfolgteddrfrauen.de nötig.
Der erste Teil der Gedenkveranstaltung, u. a. die Grußworte und der Einführungsvortrag von Dr. Stefan Appelius, dem Projektleiter der Gedenkstätte Hoheneck, wird ab 11.15 Uhr per Livestream übertragen:
Zugangsdaten: https://zoom.us/j/91270194695?pwd=cll4WDk3T3RqV1ZuYm9Wam5kU2RHUT09
Meeting-ID: 912 7019 4695, Kenncode: 167525
Pressekontakt:
Magdalena Ermlich
Stellvertretende Landesbeauftragte
Tel.: +49 (0)351 493 3704
E-Mail: magdalena.ermlich@slt.sachsen.de