Gedenkfahrt zum ehemaligen Gefängnis-Lager des NKWD in Tost

Gedenkfahrt zum ehemaligen Gefängnis-Lager des NKWD in Tost

11/2019 Datum 23.05.2019

Am kommenden Samstag, den 25. Mai, findet eine Gedenkfahrt zum Gefängnis-Lager des sowjetischen NKWD in Tost in Oberschlesien statt. An der Fahrt in das ehemalige Außenlager des Bautzner "Gelben Elends" nehmen über 60 ehemalige Häftlinge und Hinterbliebene teil.

Das Zwangsarbeiterlager in Tost, heute Toszek/Polen, gehörte zum Netz der Straf- und Arbeitslager des stalinistischen Gulag-Systems. Ab Juni 1945 waren dort etwa 5000 deutsche Zivilisten unter inhumanen Bedingungen inhaftiert. Etwa zwei Drittel von ihnen starben bis zur Schließung des Lagers im November 1945 an Unterernährung, Krankheiten wie Typhus und Ruhr sowie den Folgen von Quälereien durch das Wachpersonal.

Auch Hans-Werner Rasmussen aus dem sächsischen Hainichen, Vater der Leiterin der Interessengemeinschaft NKWD-Lager Tost, Sybille Krägel, verlor dort sein Leben. Die genauen Umstände, die zu seinem Tod führten, sind bis heute, wie auch bei vielen anderen Insassen, ungeklärt. Die Lokalisierung der Massengräber vor den Toren der Stadt ist kompliziert. Zudem gibt es nur noch wenige Überlebende und die Geschichte von Tost ist im Vergleich zu anderen NKWD-Lagern wenig erforscht. Was wir heute darüber wissen, verdanken wir vor allem dem unermüdlichen Einsatz von Sybille Krägel. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Personendaten der Inhaftierten sowie Berichte von Überlebenden zu archivieren, um diejenigen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, die in Tost ihr Leben ließen. Seit 1993 organisiert sie zudem alle zwei Jahre Busreisen mit ehemaligen Häftlingen, Angehörigen und Interessierten zum Gedenkstein in Polen. Unterstützt wird sie dabei vor Ort vom Deutschen Freundeskreis in Tost.

Der Gebäudekomplex des ehemaligen Lagers wird heute wieder als psychiatrische Klinik genutzt. In der dort eingerichteten Kapelle wird die Vorsitzende des Deutschen Freundeskreises, Dorothea Matheja, zusammen mit Maximilian Heidrich, einem Mitarbeiter des Sächsischen Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Anwesenden begrüßen. Das Gedenken an die Opfer von Tost und die anhaltende Würdigung und Erinnerung an das erlittene Unrecht sind dem Sächsischen Landesbeauftragten, Lutz Rathenow, ein besonderes Anliegen. Deshalb fördert er auch in diesem Jahr die Vorbereitung und Durchführung der Gedenkfahrt. Nach der Begrüßung sind eine Gedenkstunde am Gedenkstein in Tost sowie eine Kranzniederlegung geplant. Danach findet in der Pfarrkirche St. Katharina ein zweisprachiger, ökumenischer Gottesdienst statt. Den Abschluss der Reise bildet ein Besuch des Friedhofs in Tost, auf dem sich eine Gedenktafel für etwa 40 Häftlinge befindet, die hier nach Auflösung des Lagers von Bürgerinnen der Stadt beerdigt wurden.

 

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