Die sowjetische Geheimpolizei hatte das Gefängnis einen Monat zuvor an die DDR-Volkspolizei übergeben. „Die verzweifelten Häftlinge litten an Unterernährung, Kälte und Krankheiten und täglich starben Freunde. Mit der Übergabe des Gefängnisses an die DDR verbanden sie zunächst die große Hoffnung auf humanere Bedingungen, die aber schnell enttäuscht wurden", erklärt Alexander Latotzky, Vorsitzender des Bautzen-Komitees.
Die Gefangenen revoltierten, hängten Bettlaken aus den Zellenfenstern, kletterten auf Barackendächer und machten mit Sprechchören auf ihre katastrophale Lage aufmerksam. Harald Möller, Ehrenvorsitzender des Bautzen-Komitees und Zeitzeuge des Aufstands, erinnert sich: „Am 31. März war dann das große Geschrei. Wir haben Bettlaken rausgehängt und geschrien: ´Wir fordern das Rote Kreuz, das Internationale Rote Kreuz. Wir haben Hunger. Wir verrecken.´" Doch die Volkspolizei reagierte mit Gewalt und schlug den Aufstand brutal nieder.
Der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Lutz Rathenow, wird am kommenden Samstag bei der Kranzniederlegung auf dem Gräberfeld „Karnickelberg" anwesend sein und ebenfalls einen Kranz niederlegen. Er erinnert an den Mut der Häftlinge und würdigt ausdrücklich das Engagement des vor 29 Jahren gegründeten Bautzen-Komitees: "Dieser letzte Märztag hat eine doppelte Bedeutung: Einerseits 1950 als erster offener Widerstand einer Gruppe in der neugegründeten DDR – noch vor dem 17. Juni 1953. Zweitens als der Tag, an dem ehemalige Häftlinge 1990 das Bautzen-Komitee gründeten. Ein Opferverband, der sich seitdem aktiv in die Gesellschaft einbringt. Und auch an Bildungsangeboten für heute mitwirkt", so Rathenow.
Gedenkveranstaltungen:
30. März 2019 ǀ 14.30 Uhr ǀ Kranzniederlegung ǀ Gräberfeld „Karnickelberg"
31. März 2019 ǀ 10.30 Uhr ǀ Gottesdienst mit musikalischer Begleitung ǀ Dom St. Petri
Jährlich erinnert die Gedenkstätte Bautzen gemeinsam mit dem Bautzen-Komitee an den größten Häftlingsaufstand in der Geschichte der DDR.
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