Am Samstag, den 15. März 2019, verstarb Horst Krüger im Alter von 87 Jahren. Horst Krüger war Mitglied des Arbeitskreises ehemaliger politischer Häftlinge und jahrelang als Zeitzeuge aktiv. Vor allem die Erinnerung an die rigorosen Verfolgungsmethoden in der Sowjetischen Besatzungs-zone war ihm ein Anliegen. Als Jugendlicher war er diesen selbst zum Opfer gefallen. Horst Krüger war in einem Bibelkreis um Werner Ihmels auf Gleichgesinnte gestoßen und hatte be-schlossen, etwas gegen die neu heraufziehende Diktatur zu tun. Die Jugendlichen sammelten Informationen über die tatsächlichen Lebensbedingungen in Ostdeutschland, um sie in den Wes-ten zu bringen. Diese sollen bei der 1947 stattfindenden Außenministerkonferenz in London vorgestellt werden. Doch dazu kam es nicht, denn bevor das Material von Manfred Gerlach, dem Kurier, abgeholt wurde, waren alle Mitstreiter bereits verhaftet. Offensichtlich wurden sie verraten.
Horst Krüger wird von einem Sowjetischen Militärtribunal zu 25 Jahren Haft verurteilt und kommt ins Speziallager Bautzen. Die Bedingungen dort sind katastrophal. Werner Ihmels stirbt in Bautzen. Er selbst überlebt eine Tuberkulose-Erkrankung nur knapp. Zum 1. Jahrestag der DDR wird er amnestiert. Er bleibt in der DDR, um seinen Eltern eine Stütze zu sein. Nach dem Zusammenbruch der DDR setzt sich Horst Krüger intensiv für die Aufdeckung der damaligen Geschehnisse ein. 1993 erfährt er, dass Manfred Gerlach ein Spitzel war und offenbar eine ganze Reihe Liberaldemokraten an die Russen verraten hatte. Doch das Verfahren gegen Gerlach, der in der DDR als langjähriger LDPD-Vorsitzender und letzter Staatsratsvorsitzender Karriere gemacht hatte, wurde trotz vieler Beweise im Jahr 2002 wegen Verjährung eingestellt.
Mit dem Tod von Horst Krüger verlieren wir einen aufrechten Kämpfer für demokratische Grundwerte. Für seinen Einsatz erlitt er politische Verfolgung der härtesten Form am eigenen Leib. Doch gerade die erlebte Unfreiheit ließ ihn in Gesprächen den Wert der Freiheit immer wieder unterstreichen. Mit Horst Krüger verlieren wir einen wertvollen Zeitzeugen der unmittelbaren Nachkriegszeit. Bis ins hohe Alter mischte er sich in erinnerungspolitische Debatten ein oder sprach mit jungen Menschen über seine Geschichte. Er tat dies immer auf intellektuell hohem Niveau und in ruhigem Ton. Dieser wird uns fehlen.
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