Gestern startete in Dresden das Internationale Kurzfilmfestival. Wie bereits in den Jahren zuvor fördert der Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur das Filmfest. So unterstützt er in diesem Jahr die Ausstellung „Die Elbe - Menschen am Fluss“ des Fotografen Harald Hauswald in der Galerie Raskolnikow. Harald Hauswald gehört zu den bekanntesten Fotografen der DDR. 1984 reiste er mit Rüdiger Rosenthal entlang der Elbe. Die Ausstellung zeigt die dabei entstandenen Schwarzweiß-Fotografien von Mensch, Natur und Umweltsünden. Die Fotos bewirkten damals Hausdurchsuchungen und führten zum Veröffentlichungsverbot.
Besondere Bedeutung hat für den Landesbeauftragten die Retrospektive „Die gestohlene Revolte – 1968 in der DDR“. Das diesjährige Sonderprogramm widmet sich dem Aufbruchsgeist in der DDR Mitte der 1960er Jahre und seiner Bekämpfung. Dokumentarische Kurzfilme wie „Es genügt nicht 18 zu sein“ von Kurt Tetzlaff und „Barfuß und ohne Hut“ von Jürgen Böttcher sind Zeugnisse dieses Aufbruchs. Beide Filme wurden nach dem 11. Plenum des ZK verboten und verschwanden im Archiv. Spätestens 1966 zog in der DDR eine neue Eiszeit ein. Als in Paris der Generalstreik ausgerufen wurde und in der ČSSR der „Prager Frühling“ nie geahnte Hoffnungen auf einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ freisetzte, hatte sich im DDR-Kulturbetrieb Resignation breitgemacht. Was geschah mit dem aufsässigen Potential dieser Generation? Mit einem Filmprogramm und einer Gesprächsrunde wird an die historischen Ereignisse erinnert. Gezeigt werden neben filmischen Beispielen des Aufbruchs auch solche des politischen Rollbacks nach 1966:
Der Augenzeuge 1964/08, DDR 1964, 10:16 min, Dokumentarfilm
Es genügt nicht 18 zu sein, Kurt Tetzlaff, DDR 1964, 22 min, Dokumentarfilm
Barfuß und ohne Hut, Jürgen Böttcher, DDR 1964, 26 min, Dokumentarfilm
Der Augenzeuge 1968/37, DDR 1968, 10:17 min, Dokumentarfilm
Karl Marx – Dr. Henne, Alexander Ziebell, DDR 1968, 10 min, Dokumentarfilm
Paragraf 14, Ulrich Weiß, DDR 1968, 24 min, Dokumentarfilm
In einer Gesprächsrunde mit Experten und Zeitzeugen werden ästhetische und politische Phänomene und deren Auswirkungen bis in die Gegenwart hinein diskutiert. Gesprächsteilnehmer sind die Fotografin und Filmemacherin Barbara Metselaar-Berthold, der Bildende Künstler und Filmemacher Prof. Lutz Dammbeck, Dr. Stefan Wolle, Wissenschaftlicher Leiter des DDR-Museums Berlin, und Lutz Rathenow, Sächsischer Landesbeauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.
„Gerade das Medium Film trägt dazu bei, die Vergangenheit auf sinnliche Weise in die Gegenwart zu holen. Die historischen Filmdokumente geben sehr viel vom damaligen Zeitgeist wieder und bieten Anlass und Möglichkeit, sich kritisch damit auseinanderzusetzen“, so Lutz Rathenow.
Die Termine im Überblick:
Mittwoch, 18.04.2018, 19.00 Uhr
Ausstellungseröffnung mit Harald Hauswald und Lutz Rathenow, Kunsthaus Raskolnikow
Donnerstag, 19.04.2018, 19.00 Uhr
Retrospektive I (Film 1-4) „Die gestohlene Revolte – 1968 in der DDR“, Filmtheater Schauburg
Donnerstag, 19.04.2018, 20.00 Uhr
Podiumsdiskussion mit Lutz Rathenow, Prof. Lutz Dammbeck, Barbara Metselaar-Berthold und Dr. Stefan Wolle, Filmtheater Schauburg
Sonntag, 22.04.2018, 12.00 Uhr
Retrospektive I (Film 1-6) I „Die gestohlene Revolte – 1968 in der DDR“, Thalia Cinema
Sonntag, 22.04.2018, 17.00 Uhr,
Sonderscreening „Wir wären so gerne Helden gewesen“ mit Barbara Metselaar Berthold, Deutschland 1996, 124 min, Dokumentarfilm, Lingnerschloss
Weitere Informationen zum Filmfest, zu den Spielstätten und zum Ticketvorverkauf finden Sie hier: http://www.filmfest-dresden.de.
Pressekontakt:
Dr. Nancy Aris, Stellvertretende Landesbeauftragte
Unterer Kreuzweg 1 | 01097 Dresden
Tel.: +49 (0)351 493 3702