7/2025 24.03.2025
Am 31. März 2025 jährt sich zum 75. Mal der Häftlingsaufstand im Gefängnis Bautzen I, dem sogenannten Gelben Elend.
Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erinnert an die Gefangenen, die sich damals in ihrer Verzweiflung mutig gegen die katastrophalen Haftbedingungen auflehnten. Erst wenige Wochen vor dem Aufstand hatte die sowjetische Besatzungsmacht das Speziallager mit etwa 6.000 Häftlingen an die DDR-Behörden übergeben. Die Insassen hofften deshalb auf Hafterleichterungen und auf eine Aufhebung der willkürlich verhängten Urteile. Stattdessen verschlechterte sich die Situation unter dem Kommando der Volkspolizei drastisch. Alle Häftlinge blieben ohne Überprüfung ihrer Urteile in Haft, die Kranken wurden nicht versorgt, es herrschte noch größerer Hunger und täglich starben Menschen. So verwandelte sich die Hoffnung der Gefangenen in Wut. Am 13. März 1950 trat ein großer Teil der Häftlinge in einen Hungerstreik. Als sich keine Verbesserungen abzeichneten, brach am 31. März 1950 der Aufstand los. Dieser kam darin zum Ausdruck, dass die Häftlinge ihre Forderungen lautstark an den Fenstern verbreiteten. Spontan entstanden Sprechchöre in den einzelnen Gefängnissälen: „Wir haben Hunger!“, „Wir rufen das Rote Kreuz!“, „Lasst uns nicht verrecken!“ Der Chor aus tausenden von Stimmen war bis ins Stadtzentrum von Bautzen zu hören und das Leid der Gefangenen erreichte so erstmals die Öffentlichkeit.
Der Häftlingsaufstand im „Gelben Elend“ war der erste und größte seiner Art in der DDR. Er wurde mit äußerster Brutalität niedergeschlagen. Sonderkommandos der Bereitschaftspolizei prügelten die Gefangenen nieder. Aus Feuerwehrschläuchen wurde Wasser auf die Aufständischen gespritzt, um sie von den Fenstern zu vertreiben. Gefangene mussten durch Polizeispaliere Spießruten laufen, Hunde wurden auf sie gehetzt. Viele wurden schwer verletzt, zahllose kamen in den Arrest.
40 Jahre später, am 31. März 1990, gründete sich das Bautzen-Komitee, in dem sich ehemalige politische Häftlinge aus den beiden Bautzener Gefängnissen engagieren. In Erinnerung an den 75. Jahrestag des Aufstands lädt das Bautzen-Komitee am Sonntag, den 30. März 2025, um 16:30 Uhr zu einer Gedenkveranstaltung an der Gräberstätte auf dem Karnickelberg in Bautzen ein. Gemeinsam mit Jochen Stern, der damals Teilnehmer des Aufstands war, soll an die Ereignisse vom März 1950 erinnert werden. Neben ihm sprechen die Sächsische Staatsministerin der Justiz, Prof. Constanze Geiert, Alexander Latotzky vom Bautzen-Komitee sowie die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris.
Pressekontakt:
Dr. Teresa Tammer
Stellvertretende Landesbeauftragte
Tel.: +49 (0)351 493 3706 | Fax: +49 (0)351 451031 3709
E-Mail: Teresa.tammer@slt.sachsen.de | www.lasd.landtag.sachsen.de