Erinnerung braucht Rückhalt: Keine Kürzungen bei der Stiftung Sächsische Gedenkstätten

9/2025 Datum 16.04.2025

Die geplanten Kürzungen im Landeshaushalt 2025/26 für die Stiftung Sächsische Gedenkstätten
gefährden die Zukunft der Erinnerungskultur in Sachsen. Sie kommen zur Unzeit und sind ein
fatales Signal. Trotz wachsender Aufgaben, steigender Kosten und dringend benötigter struktureller Stärkung sollen die Mittel gekürzt bzw. nicht an die Realität angepasst werden. Damit ist
nicht nur die Arbeit der Stiftung selbst bedroht, sondern auch die der zahlreichen zivilgesellschaftlich getragenen Gedenkstätten im Freistaat.

Gerade in Sachsen ist die Gedenkstättenlandschaft besonders vielfältig und zugleich herausfordernd: die Gedenkstätten erinnern an nationalsozialistische Verbrechen ebenso wie an politische
Repression in SBZ und DDR – und dies oft an einem Ort. Viele Gedenkstätten sind von nationaler
Bedeutung und verfügen über Alleinstellungsmerkmale. Das, was sie dokumentieren, gibt es nur
hier. Oft ist dies gar nicht bekannt, weil die Mittel nicht ausreichen, es bekannt zu machen. Ein
Teil der Einrichtungen wird von kleinen Trägern getragen, oft mit hohem ehrenamtlichem Engagement, doch bereits jetzt unter prekären Bedingungen. Es fehlt an tarifgerechter Bezahlung,
ausreichend Personal, insbesondere im pädagogischen Bereich, und an Planungssicherheit.

In den vergangenen Jahren hat die Stiftung wichtige Reformprozesse angestoßen, neue Gedenkorte begleitet, bestehende Erinnerungsorte modernisiert und ein Entwicklungskonzept vorgelegt, das breite politische Unterstützung erfahren hat. All das droht nun durch eine nicht ausreichende Mittelausstattung ins Stocken zu geraten – oder gar rückgängig gemacht zu werden.

Erinnerungsarbeit ist kein Selbstzweck. Sie sichert demokratische Werte, vermittelt historisches
Wissen und schafft Räume für Debatte und Auseinandersetzung – gerade in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und politischer Polarisierung. Wer hier spart, schwächt nicht nur die historische
Aufarbeitung, sondern hemmt auch die Demokratiebildung und den Schutz der Grundlagen unserer offenen Gesellschaft.

Ich appelliere deshalb an die Abgeordneten des Sächsischen Landtags: Korrigieren Sie diesen
Haushaltsentwurf. Stärken Sie die Stiftung Sächsische Gedenkstätten und damit die Erinnerungskultur in Sachsen. Sie verdient nicht weniger, sondern mehr politischen und finanziellen
Rückhalt.

 

Dr. Nancy Aris
Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Tel.: +49 (0)351 493 3702 | Fax: +49 (0)351 451031 3709
E-Mail: nancy.aris@slt.sachsen.de | www.lasd.landtag.sachsen.de