11/2025 07.05.2025
Der 8. Mai 1945 markiert das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa – ein Tag, der für Millionen Menschen die Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft bedeutete.
Wir gedenken der Millionen Soldaten der Roten Armee und der anderen Alliierten, die im Kampf gegen den Nationalsozialismus ihr Leben verloren – ihr Opfer bleibt unvergessen und verdient unseren Respekt.
Der 8. Mai ist deshalb vor allem ein Tag des Erinnerns, des Gedenkens an die Opfer von Krieg und Terror, aber auch ein Tag der Mahnung. Freiheit, Demokratie und Frieden sind keine Selbstverständlichkeiten – sie wurden und werden hart errungen, geschützt und verteidigt.
Als Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur erinnere ich an die historische Zäsur von 1945, aber auch an die ambivalente Nachkriegswirklichkeit in Ostdeutschland. Die Befreiung vom NS-Regime führte dort nicht zur Freiheit – vielmehr folgte für viele Ostdeutsche eine neue Form der Unfreiheit unter sowjetischer Besatzung und der SED-Herrschaft. Die Erinnerung an diese doppelten Diktaturerfahrungen bleibt zentral für unsere Erinnerungskultur.
In diesem Jahr ist der Blick auf den 8. Mai 1945 besonders von der aktuellen Weltlage geprägt. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine stellt eine tiefgreifende historische und politische Zäsur dar. Russland beruft sich bis heute auf die Rolle der „Befreier“ von 1945 und missbraucht dieses historische Narrativ, um die eigene aggressive Machtpolitik zu rechtfertigen. Diese Instrumentalisierung der Geschichte ist nicht nur geschichtsvergessen, sie ist auch gefährlich.
Gerade mit Blick auf die Opfer von Krieg, Besatzung und totalitärer Herrschaft gilt: Erinnerung bedeutet auch Verantwortung im Jetzt. Wer der Vergangenheit gedenkt, darf zu den Verbrechen der Gegenwart nicht schweigen. Ich sehe es deshalb als unsere Pflicht, klar Position zu beziehen – für Menschenrechte, für die Unantastbarkeit nationaler Souveränität und für den Schutz der Freiheit.
Der 8. Mai 1945 bleibt ein Tag der Befreiung – nicht nur im Rückblick, sondern auch als Verpflichtung für Gegenwart und Zukunft. Eine Verpflichtung, die Geschichte nicht zu relativieren, Diktatur zu benennen – damals wie heute – und aktiv für unsere Demokratie einzutreten.
Dr. Nancy Aris
Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
Tel.: +49 (0)351 493 3702 | Fax: +49 (0)351 451031 3709
E-Mail: nancy.aris@slt.sachsen.de | www.lasd.landtag.sachsen.de