Venerologische Stationen in der DDR: Städtisches Klinikum Dresden erforscht eigene Geschichte

13/2025 Datum 04.06.2025

Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, begrüßt die Bemühungen des Städtischen Klinikums Dresden, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten. Bei einer öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung am 10. Juni 2025 werden die Forschungsergebnisse zur Geschlossenen Venerologischen Station, die zwischen 1952 und 1974 im damaligen Bezirkskrankenhaus Dresden-Friedrichstadt untergebracht war, erstmals vorgestellt.

In der DDR wurden Tausende Mädchen und Frauen – teils erst zwölf Jahre alt – unter dem Vorwand einer Geschlechtskrankheit zwangsweise in Geschlossene Venerologische Stationen eingewiesen. Diese Maßnahmen dienten vor allem der politischen Disziplinierung. Die Betroffenen waren unter der Kontrolle der Staatssicherheit, wurden entwürdigenden Untersuchungen unterzogen und waren teilweise sexuellen Übergriffen ausgesetzt. Viele leiden bis heute unter den psychischen und körperlichen Folgen.

Prof. Dr. Florian Steger (Universität Ulm) und Prof. Dr. Maximilian Schochow (Hochschule für Gesundheit Gera) haben mit Unterstützung des Stadtarchivs Dresden rund 150 Patientenakten aus dem Jahr 1969 analysiert und die Lebenswege von betroffenen Frauen nachgezeichnet. Damit wird ein bislang wenig bekanntes Kapitel staatlicher Repression im DDR-Gesundheitswesen auch für die Stadt Dresden kritisch beleuchtet. Das Städtische Klinikum Dresden will damit zum einen Wissen über die eigene Geschichte erlangen; zum anderen aber auch das erlittene Unrecht anerkennen und einen sensiblen Umgang mit den daraus resultierenden Traumatisierungen anmahnen.
Am 10. Juni 2025 stellen die Forscher ihre Befunde vor und bieten die Gelegenheit für Austausch und Fragen. Die Sächsische Landesbeauftragte eröffnet den Abend mit einem Grußwort.

„Traumatisierung durch politisierte Medizin. Geschlossene Venerologische Stationen in der
DDR und in Dresden“

Wann: 10. Juni 2025 | 19 Uhr

Wo: Städtisches Klinikum Dresden / Festsaal / Marcolini-Palais / Friedrichstraße 41 in 01067 Dresden

 

Pressekontakt:
Dr. Teresa Tammer
Stellvertretende Landesbeauftragte
Tel.: +49 (0)351 493 3706 | Fax: +49 (0)351 451031 3709
E-Mail: Teresa.tammer@slt.sachsen.de | www.lasd.landtag.sachsen.de