Sächsische Landesbeauftragte gratuliert zur Eröffnung des Lern- und Gedenkorts Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz

12/2023 Datum 19.10.2023

Am 20. Oktober 2023 wird der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis in Chemnitz feierlich eröffnet. Kernstück des neuen Lern- und Gedenkorts ist der ehemalige Hafttrakt B, der Ort, wo die ehemaligen Freikaufhäftlinge untergebracht waren. In der Ausstellung werden die Geschichte des Gebäudekomplexes und die Lebenswege der im Kaßberg-Gefängnis inhaftierten Menschen thematisiert. Die Ausstellung macht die komplexe Geschichte der Diktaturen des 20. Jahrhunderts greifbar. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, begleitete und unterstützte die Errichtung der Gedenkstätte seit vielen Jahren.

Seit 2011 setzt sich der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis e.V. für den Erhalt des Ortes und dessen Nutzung als Gedenkstätte ein. Die Sächsische Landesbeauftragte beglückwünscht den Verein und vor allem Dr. Steffi Lehmann und Ingolf Notzke, die mit ihrem Team den Lernort in den letzten Jahren mit großem Engagement aufgebaut haben und nun der Öffentlichkeit zugänglich machen: „Ich freue mich sehr, dass mit dem Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis ein wichtiger Erinnerungsort in Sachsen entstanden ist, der die Unterdrückung in beiden Diktaturen des 20. Jahrhunderts greifbar macht und zum Dialog einlädt. Neben der Aufarbeitung des Unrechts und der Würdigung der Opfer stehen hier Bildung und Begegnung im Fokus. Menschen können hier miteinander ins Gespräch kommen, um aus der leidvollen Vergangenheit etwas für die Gegenwart und Zukunft zu lernen.“

Das Kaßberg-Gefängnis hat eine wechselvolle Geschichte: Der Gebäudekomplex wurde als Königlich-Sächsische Gefangenenanstalt 1886 errichtet. Während der NS-Zeit sperrten die Nationalsozialisten hier ihre Gegner ein, darüber hinaus wurden vom Kaßberg-Gefängnis aus hunderte Chemnitzer Juden in Konzentrationslager verschleppt. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die sowjetischen Besatzer das Gebäude, inhaftierten hier NS-Verbrecher, aber auch Zivilisten, denen sie politische Gegnerschaft vorwarfen. Hier war der Sitz eines Sowjetischen Militärtribunals. Zwischen 1952 und 1989 war auf dem Kaßberg die größte Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit untergebracht. Daneben hatte das Ministerium des Inneren hier eine Untersuchungs- und Vollzugabteilung für politische Gefangene. Wirklichen Alleinstellungswert hat das Gefängnis durch den Häftlingsfreikauf, der 1963 dort abgewickelt wurde. Der Kaßberg wurde zur zentralen Drehscheibe des Häftlingsfreikaufs aus der DDR in die Bundesrepublik. Bis 1989 wurden die meisten der insgesamt 33.000 über das Kaßberg-Gefängnis freigekauft.

Das Gefängnis fungierte bis 2010 als Justizvollzugsanstalt Chemnitz-Kaßberg. Umfangreiche Umbauten wurden in dieser Zeit am Gebäude vorgenommen.

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