Sächsische Landesbeauftragte: Verbrechen des Nationalsozialismus sind dauerhafte Mahnung

2/2023 Datum 25.01.2023

Der 27. Januar ist der bundesweite Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. An diesem Tag befreite 1945 die Rote Armee das Vernichtungslager Auschwitz. Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, betont aus diesem Anlass:

Die Verbrechen des Nationalsozialismus, deren Aufarbeitung und das Gedenken daran, sind heute noch aktuell. Sie sind ein Grundpfeiler unseres Selbstverständnisses und unserer Demokratie. Im Nationalsozialismus wurden unfassbare Verbrechen verübt. Die Mehrheit der Deutschen stand hinter der menschenverachtenden Ideologie und wirkte aktiv am Menschheitsverbrechen mit. Diese Schuld wirkt bis heute. Sie ist eine Mahnung an die Demokratie. Nur wenn wir uns weiter mit der Vergangenheit beschäftigen, können wir die Opfer vor dem Vergessen bewahren und uns vor Wiederholung schützen."

Dass die Aufarbeitung der NS-Zeit noch lange nicht abgeschlossen ist, zeigt die Arbeit des internationalen Zentrums für NS-Verfolgung. Die Arolsen Archives bearbeiten jährlich über 20.000 Anfragen und erfassen tausende Dokumente. Mit ihrer Kampagne #everynamecounts – #jedernamezählt laden sie Freiwillige zur Archivarbeit ein. Auch in diesem Jahr gibt es eine #everynamecounts-Challenge. Ziel ist es, innerhalb einer Woche die Namen und Daten von 30.000 Opfern des KZ Stutthof anhand digitalisierter Häftlingskarten in ein Suchregister zu übertragen. Damit werden tausende Archivdaten online verfügbar gemacht. Aber nicht nur das. Die Opfer treten so aus der Anonymität der Aktenablage heraus und es entsteht das weltweit größte digitale Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Das, was zunächst einfach erscheint und nur wenige Minuten dauert – das Abschreiben von Namen und Daten von KZ-Häftlingen – wirkt nachhaltig. Allein das Abtippen der hohen Häftlingsnummern ist beklemmend, weil es das Ausmaß der Verfolgung zeigt. Der Zuspruch der Freiwilligen ist enorm. Schon ein Tag nach dem Kampagnenstart machten 63.000 Helfer mit und hatten bereits die Hälfte der Datenätze abgearbeitet. Auch die Landesbeauftragte hat sich in ihrer Freizeit an der Challenge beteiligt.

Die Landesbeauftragte erinnert an diesem Gedenktag zugleich an Menschen mit doppelten Diktaturerfahrungen. Menschen, wie Walter Janka, Robert Havemann oder Wilhelm Grothaus. Sie erlebten eine doppelte politische Verfolgung: zunächst im Nationalsozialismus, dann in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR. Auch wurden Konzentrationslager von der Sowjetischen Besatzungsmacht weiter genutzt. Das Thema wurde in der DDR verschwiegen, denn die Nutzung dieser Orte passte nicht ins offizielle Geschichtsbild. Erst nach 1990 wurde dieses Kapitel aufgearbeitet. Zahlreiche Gedenkstätten in Sachsen, wie der Lern- und Gedenkort Kaßberg-Gefängnis, die Gedenkstätte Bautzen oder die Gedenkstätte Münchner Platz arbeiten ihre Rolle in beiden deutschen Diktaturen intensiv auf. Sie geben so die Möglichkeit, sich mit Strukturen der Repression in beiden Systemen auseinander zu setzen und die Geschichte als komplexen Prozess zu begreifen.

Aus Anlass des Gedenktages finden am 27. Januar 2023 in Sachsen zahlreiche Gedenkveranstaltungen statt. Weitere Infos finden Sie hier:  https://www.stsg.de/cms/stsg/veranstaltungen/aktuell
 

Pressekontakt:
Magdalena Ermlich
Stellvertretende Sächsische Landesbeauftragte
Tel.: +49 (0)351 493 3704 | Fax: +49 (0)351 451031 3709
E-Mail: magdalena.ermlich@slt.sachsen.de