Dr. Nancy Aris gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus und plädiert für ein differenziertes Erinnern

1/2022/2022 Datum 27.01.2022

Seit 1996 gibt es den bundesweiten Gedenktag, der an jedem 27. Januar, am Tag der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee, der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gedenkt.

Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, hebt aus diesem Anlass die Bedeutung des historischen Erinnerns hervor: „Wir sollten nie aufhören, zu verdeutlichen, welche Verbrechen die Nationalsozialisten und ihre Mitläufer verübten, welch ein Zivilisationsbruch vonstattengegangen war. Wir sollten immer wieder historisch genau daran erinnern und vor allem die Menschen in den Mittelpunkt stellen, nach den Opfern fragen, aber auch die Täter nicht aus dem Blick verlieren“.

Obwohl der Arbeitsschwerpunkt der Landesbeauftragten ganz klar auf der Zeit nach 1945 liegt, hat sie immer wieder auch Berührungspunkte zu Schicksalen, die in beiden Diktaturen politische Verfolgung erleiden mussten. Auch Gedenkstätten mit „doppelter Vergangenheit“ fallen in ihr Aufgabengebiet und erfordern einen komplexen und angemessenen Umgang. Dass Konzentrationslager und andere Stätten der systematischen Entrechtung durch die Nazis nach 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht und vom SED-Regime als Orte der politischen Repression weitergenutzt wurden, war zu DDR-Zeiten ein Tabu und wurde bis zum Ende der DDR totgeschwiegen. Bis heute ist das Wissen über diese Orte deshalb sehr einseitig. In der erinnerungskulturellen Debatte sei es folglich wichtig, sich dieser Komplexität der Geschichte zu stellen, ohne die eine Repressionserfahrung zu marginalisieren oder die andere zu bagatellisieren. Insofern sei es gut und nur folgerichtig, dass Orte, die zunächst ausschließlich mit der DDR assoziiert werden – wie der „Stasi-Knast“ in Bautzen, das Frauengefängnis in Hoheneck oder das Freikaufgefängnis auf dem Kaßberg – auf ihre Geschichte davor befragt werden. Dies aufzuarbeiten und in Ausstellungen zu zeigen, ist wichtig, um ein differenziertes Bild zu zeigen, unterstreicht die Landesbeauftragte.

 

Pressekontakt:
Magdalena Ermlich
Stellvertretende Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur
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