Geboren hinter Stacheldraht – Landesbeauftragte erinnert in der Gedenkstätte Bautzen an das Schicksal der Lagerkinder der SBZ und DDR

Geboren hinter Stacheldraht – Landesbeauftragte erinnert in der Gedenkstätte Bautzen an das Schicksal der Lagerkinder der SBZ und DDR

09/2021 Datum 16.09.2021

Die Sächsische Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Nancy Aris, nimmt an dem Treffen des Vereins „Kindheit hinter Stacheldraht“ teil, das vom 19. bis 20. September 2021 in der Gedenkstätte Bautzen stattfindet.

Am 20. September wird dort um 10.00 Uhr der Film „Kindheit ohne Namen“ präsentiert, der eindringlich von den bedrückenden Schicksalen der in den sowjetischen Lagern und im Gefängnis Hoheneck geborener Kinder berichtet. Anschließend kommt der Regisseur der Dokumentation, Hans-Dieter Rutsch, mit den Protagonisten des Films ins Gespräch – wie beispielsweise Barbara Kirchner, die 1946 unter widrigsten Umständen im sowjetischen Speziallager Sachsenhausen geboren wurde. Ihr Vater war als angeblicher Agent des amerikanischen Geheimdienstes mit seiner damals schwangeren Frau verhaftet worden. Mutter und Tochter wurden 1950 aus Sachsenhausen entlassen. Ihren Vater lernte Barbara Kirchner erst im Alter von zehn Jahren kennen.

Im Rahmen des Gesprächs beantwortet Dr. Nancy Aris die Fragen der Teilnehmenden. Daneben stellt Anastasia Surkov von der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur ein Zeitzeugenprojekt der Stiftung mit den im Lager geborenen Kindern vor. „Der Film und das Gespräch mit den Betroffenen bietet die seltene Gelegenheit, einen authentischen Einblick in dieses jahrzehntelang kaum bekannte Thema zu erlangen. Gerade für junge Leute ist das eine Chance, Geschichte hautnah zu erleben. Ich empfehle die Veranstaltung deshalb ausdrücklich den Schulen in der Nähe“, wirbt Dr. Nancy Aris.

Seit 1997 trifft sich der Verein „Kindheit hinter Stacheldraht“ jährlich an wechselnden Orten mit Repres-sionsgeschichte, um die Erinnerung an das Schicksal der in Haft geborenen Kinder und ihrer Eltern wachzuhalten. Sein Vorsitzender, Alexander Latotzky, wurde im letzten Jahr für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Auch er wird bei der Veranstaltung anwesend sein. Denn die politische Haft in SBZ und DDR betraf neben den hunderttausenden Verurteilten auch deren Familien. Besonders hart traf es Kinder, vor allem diejenigen, die in den sowjetischen Speziallagern oder im DDR-Gefängnis geboren wurden. Häufig trennte sie die Staatsmacht gewaltsam von ihren Müttern, gab sie ins Heim oder in andere Familien. Ein Wiedersehen gab es erst nach der Entlassung, oft nach vielen quälend-langen Jahren, allerdings auch nicht für alle.


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Dr. Alexander O. Müller
Politische Bildung und Öffentlichkeitsarbeit
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