Die Sächsische Landesbeauftragte würdigt den früheren DDR-Bürgerrechtler Werner Schulz, der am gestrigen 9. November im Alter von 72 Jahren auf einer Gedenkveranstaltung beim Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue verstarb. Der gebürtige Zwickauer gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Neuen Forums, welches er am Runden Tisch vertrat. 1990 wurde Schulz Mitglied der ersten freigewählten Volkskammer der DDR. Im gleichen Jahr zog er für Bündnis 90/Die Grünen in den Deutschen Bundestag, dem er bis 2005 angehörte. Von 2009 bis 2014 war Schulz zudem Mitglied des Europäischen Parlaments. „Ich erlebte Werner Schulz in zahlreichen Veranstaltungen als scharfsinnigen Diskutanten, als Streiter für Demokratie, dem die Aufarbeitung des Kommunismus als internationale Aufgabe am Herzen lag“, erinnert sich Dr. Nancy Aris. Unvergessen seine Rede am 9. Oktober 2009 im Leipziger Gewandhaus. Darin mahnte Schulz, dass das Vermächtnis der friedlichen Revolution nicht ins Museum gehöre. Unglaublich aktuell und messerscharf treffend war auch seine Kritik am Kuschelkurs der Sachsen gegenüber Putin - zu einer Zeit als der heutige Krieg noch nicht absehbar war. Wörtlich sagte er: „Peinlich finde ich es hingegen - damit es nicht nur kuschlig heute wird - wenn einem ehemaligen in Dresden stationierten KGB-Offizier, der zum Schießen bereit war und der als Präsident und Ministerpräsident für schwere Menschenrechtsverletzungen in Russland mitverantwortlich ist, der sächsische Dankesorden überreicht wird. Gerade der Freistaat Sachsen sollte wahrlich einer anderen Tradition verpflichtet sein“. Werner Schulz war ein unbequemer Mahner. „Wir werden diese wichtige Stimme vermissen“, so Dr. Nancy Aris.